Navignostics

Präzise Diagnostik bei Tumorerkrankungen

Jana Fischer hat gemeinsam mit drei weiteren Gründerinnen und Gründern den Schritt in die freie Wirtschaft gewagt. 2025 wird die Tumordiagnostik ihres Unternehmens «Navignostics» in der Schweiz verfügbar sein und präzisere Behandlungsentscheide erlauben.

Frau Fischer, der Name Ihrer Firma deutet auf Diagnostik hin. Was diagnostizieren Sie genau?

Fischer: Unser Ziel ist es, für jede krebserkrankte Person die beste, individuell abgestimmte Behandlung zu finden. Dafür nutzen wir eine räumliche Einzelzell-Proteom-Analyse, die bis zu 50 Proteine in einem einzigen Tumorschnitt nachweisen kann. Wir gewinnen also aussergewöhnlich viele Informationen aus minimalem Tumormaterial, sparen wertvolle Zeit und Material. So konnten wir übrigens erklären, warum bestimmte Patienten nicht auf ein Medikament reagierten oder länger überlebten. Unsere Analyse lässt tiefer in das Zellgeschehen schauen als andere: Wir untersuchen Proteine, die als Andockstellen für Medikamente dienen, und analysieren den Zustand der Zellen sowie deren Kommunikation. Zudem identifizieren wir Immunzellen, die Tumorzellen bekämpfen sollten, und beobachten, wie sich Tumorzellen dem Angriff entziehen.

Wer wird von Ihrer Technologie profitieren?

Fischer: Die Anzahl zielgerichteter Krebs- und Immuntherapien wächst, aber übliche Tests erfassen nur einen Bruchteil der Tumormerkmale, während genomische Tests nur indirekte Hinweise liefern. Wir hingegen entwickeln einen Diagnostikservice, der Ärztinnen und Ärzten kritische Informationen liefert, um Behandlungsentscheidungen präziser zu gestalten. Unter klinischen Studienbedingungen können wir Daten bereitstellen, die beispielsweise in Tumorboards – wo komplizierte Krebsfälle besprochen werden – verwendet werden. Ab 2025 wird unsere Diagnostik in der Schweiz verfügbar sein.

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Spin-off zu gründen?

Fischer: Das enorme Potenzial unserer Methode sahen wir während unserer jahrelangen Forschungsarbeit im Labor von Professor Bernd Bodenmiller an der Universität Zürich immer wieder. Dann durften wir an der Tumor-Profiler-Studie teilnehmen, wo Tumoranalysemethoden im klinischen Setting getestet wurden. Dabei konnten wir unsere Workflows optimieren und schnell Resultate liefern. Von der Ärzteschaft bekamen wir ein extrem gutes Feedback und unsere Daten wurden mit grossem Erfolg verwendet, um Behandlungsentscheidungen zu unterschützen. Das hat uns beflügelt und wir beschlossen, Navignostics zu gründen.

Wie läuft die Zusammenarbeit im Team?

Fischer: Wir ergänzen uns hervorragend: Ich habe einen Bioinformatik-Hintergrund, Andrea Jacobs (Mitgründerin und COO) bringt grosse Erfahrung im Laborbetrieb und in der Entwicklung mit, Stéphane Chevrier (Mitgründer und CSO) ist ein erfahrener Immunonkologe, und Bernd Bodenmiller (Mitgründer) ist ein weltweit anerkannter Pionier in unserem Forschungsfeld. Was uns alle antreibt, ist die Möglichkeit, mit unserer Forschung direkt im klinischen Alltag etwas zu bewirken. Und wir sind auch auf persönlicher Ebene ein unglaublich gutes Team. Ohne dies würde nichts funktionieren.

Ihr Team ist inzwischen auf 15 Personen angewachsen. Wie lief die Standortsuche für Ihr Spin-off?

Fischer: Wir hatten Glück und fanden in Horgen, also in unmittelbarer Nähe zu Zürich, unsere jetzigen Arbeitsräume. Sie gehören zur Stiftung grow, welche versucht, erstklassige Rahmenbedingungen für innovative Life Science-Unternehmen zu schaffen. Zuvor hatten wir finanzielle Unterstützung vom UZH Life Sciences Fund erhalten, was es uns ermöglichte, ein Team aufzubauen und mit unseren Entwicklungen zu beginnen. Dann schlossen wir unsere Seed-Finanzierungsrunde ab und konnten fast gleichzeitig den Mietvertrag unterschreiben – ein perfektes Timing! Diese Unterstützung war unglaublich wichtig für die Entwicklung unseres Unternehmens.

Wann ist die Markteinführung in der Schweiz geplant?

Fischer: Mit unserem ersten diagnostischen Produkt werden wir 2025 in den Schweizer Markt eintreten. Danach werden wir den Schritt in den US-Markt wagen!

Wichtige Begriffe, kurz erklärt

Glossar

(Bio)Marker:
Oberbegriff für Laborwerte oder andere messbare Merkmale, die mit einer Tumorerkrankung in Verbindung stehen und deren Bestimmung zusätzliche Informationen zur Krankheitssituation, zum wahrscheinlichen Verlauf oder zur Wirksamkeit von Behandlungen gibt

Einzelzell-Proteom-Analyse:
Analyse der Proteinzusammensetzung mit Blick auf die Umgebung einzelner Zellen 

Immunhistochemische Tests:
Die Immunhistochemie ermöglicht es, mit speziellen Antikörpern Proteine spezifisch im Gewebe und auf Zellen nachzuweisen 

Seed-Finanzierungsrunde:
Beschaffung des notwendigen Kapitals für die Gründung eines Unternehmens

Spin-off:
Zu Deutsch: Ableger, Ausgliederung einer Organisationseinheit aus bestehenden Strukturen, etwa einer Hochschule. Eine Forschungsgruppe wird aufgrund einer Gründung zu einem eigenständigen Unternehmen

Tumorschnitt:
Gewebeschnitt vom Tumor

Kontakt

Jana Fischer (CEO) 

Bernd Bodenmiller (Professor Universität Zürich und ETH Zürich) 


Navignostics AG 

Tödistrasse 46a
8810 Horgen 

+41 44 244 09 70

E-Mail

Translational Medicine Accelerator (TMA)

Von der Forschung zur Marktreife: Zürich bietet ideale Bedingungen für Spin-offs

Die Gründung eines Spin-offs beinhaltet typischerweise den Übergang von reiner Forschung zur Kommerzialisierung, was eine erhebliche Herausforderung darstellt. Dieser Prozess erfordert die Entwicklung einer marktfähigen Anwendung oder eines Produkts aus den Forschungsergebnissen. Dazu gehören Aspekte wie Produktentwicklung, Marktanalyse, Geschäftsmodellierung, Finanzierung, rechtliche Rahmenbedingungen und der Aufbau eines operativen Geschäfts. Das Überwinden dieser Hürden ist entscheidend, um aus einer wissenschaftlichen Idee ein erfolgreiches kommerzielles Unternehmen zu machen.

Gezielte Förderung erhöht die Wettbewerbsfähigkeit

Um die Lücke zwischen wissenschaftlicher Forschung und praktischer Anwendung zu schliessen, bietet die Universitäre Medizin Zürich (UMZH) interessierten Spin-offs mit dem Translational Medicine Accelerator (TMA) die Möglichkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Indem der Entwicklungsprozess professionell begleitet und damit beschleunigt wird, können die Erfolgschancen medizinischer Innovationen im Markt erhöht werden. Der TMA bietet massgeschneiderte Beratung, unternehmerische Schulungen sowie Mentoring und bringt Gründerinnen und Gründer mit relevanten Akteuren aus der Industrie sowie mit Investoren zusammen. Besonders hervorzuheben ist der UZH Life Sciences Fund, der spezifische finanzielle Unterstützung für Spin-offs bereitstellt, um ihre Geschäftsstrategie zu entwickeln und ihre Projekte erfolgreich zu skalieren.

Der TMA hat in den letzten drei Jahren fast 100 Projekte unterstützt. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch SPARK ZURICH, ein vom TMA unterstütztes Mentoring-Netzwerk, das auf dem erfolgreichen und gleichnamigen Programm der Stanford University in den USA basiert. Gründer-Teams können ihre Projekte und Pläne präsentieren und vom Feedback eines externen Fachpublikums profitieren.

Der Wirtschaftsstandort Zürich ist einzigartig

Zürich selbst bietet als Standort ideale Bedingungen für innovative Life-Science-Unternehmen, die ein erfolgreiches Geschäft aufbauen möchten. Als Wirtschaftszentrum der Schweiz besticht die «Greater Zurich Area» durch eine hohe Dichte an kleinen Biotech-Unternehmen, etablierten Industriepartnern und modernster Laborinfrastruktur. Darüber hinaus bietet die Region den Zugang zum «Swissmedic Innovation Office», das Innovationen im Bereich der Medizinprodukte und Arzneimittel unterstützt. Durch die Förderung von Spin-offs entstehen nicht nur innovative Unternehmen, sondern auch hochqualifizierte Arbeitsplätze. Die Nähe zu führenden Hochschulen und renommierten universitären Spitälern steigert die Attraktivität zusätzlich. Besonders für Investoren sind die enge Zusammenarbeit mit global führenden Forschungseinrichtungen und der Zugang zu internationalen Märkten von Interesse.
Die Universitäre Medizin Zürich als Treibkraft in dieser dynamischen Innovationslandschaft trägt massgeblich zur Stärkung Zürichs als führendem Standort für medizinische Innovationen bei. Dies resultiert letztlich in einer signifikanten Verbesserung der Gesundheitsversorgung und unterstreicht die zentrale Rolle Zürichs im globalen Life-Science-Sektor.

Kontakt für Forschende, die ihr eigenes Spin-off gründen wollen:

TMA (Translational Medicine Accelerator UMZH)
Moussonstrasse 15
8044 Zurich

Michio Painter: E-Mail
Liliane Brunner Halbach: E-Mail